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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2025 - Beitrag vom 03.12.2025


Jüdischer Journalistenverband kritisiert Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis an ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann
AVIVA-Redaktion

Kritik in der Nahost-Berichterstattung der ARD im Allgemeinen und den Beiträgen von Frau von der Tann im Besonderen: "An die Stelle multidimensionaler, facettenreicher News und Kurzfeatures treten wiederkehrende Erzählmuster, die sich darauf beschränken, Israel als Aggressor darzustellen". AVIVA-Berlin unterstützt die Kritik und druckt sie an dieser Stelle ab.




Berlin / Frankfurt. Der Verband Jüdischer Journalistinnen und Journalisten bedauert die Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis an Sophie von der Tann.

Hanns Joachim Friedrichs steht für souveräne, unabhängige und faire Berichterstattung. Gemäß seiner Maxime, sich "nie mit einer Sache gemein" zu machen, würde der frühere "Tagesthemen"-Moderator dem Publikum auch heute unbeeinflusst von Trends auf Social Media oder seinen persönlichen Vorlieben tagesaktuelle News und Hintergründe präsentieren.

Dies vermissen wir vielfach in der Nahost-Berichterstattung der ARD im Allgemeinen und den Beiträgen von Frau von der Tann im Besonderen. An die Stelle multidimensionaler, facettenreicher News und Kurzfeatures treten wiederkehrende Erzählmuster, die sich darauf beschränken, Israel als Aggressor darzustellen. Besonders schwierig ist in unseren Augen das Kennzeichnen israelischer Verlautbarungen als möglicherweise unwahr ("können wir nicht überprüfen", "behauptet"), während Angaben der Hamas oder ihr nahestehender Akteure ohne gleichermaßen wertende Distanzierung übernommen werden. Schade ist auch, dass die vielfältigen, sich wandelnden Facetten des gesellschaftlichen Lebens sowohl der palästinensischen als auch der israelischen Gesellschaft genauso wie der Austausch unter den arabischen Staaten der Region nicht oder nur oberflächlich reportiert werden. Die Menschen im Mittleren Osten und die Zuschauer in Deutschland hätten solideres Arbeiten verdient.

Extrem befremdlich ist in unseren Augen die inhaltlich dürftige, jede journalistische Sorgfaltspflicht übergehende Begründung für die Preisverleihung. Sophie von der Tann, heißt es dort, sei "unerschrocken" und scheue sich nicht "Dinge beim Namen zu nennen". Gemeint ist die "kritische" Berichterstattung über "Israels Politik und Kriegsführung".

Die Verfasserinnen und Verfasser der Preisbegründung loben die Korrespondentin hier ausdrücklich für ihre Parteilichkeit. Es wird unterstellt, es sei für eine deutsche Journalistin nicht leicht, Israel zu kritisieren – dabei beweisen ihre eigene Berichterstattung, ein kurzer Blick in die deutsche Medienlandschaft und auf Social Media das Gegenteil. Die Bezeichnung Ron Prosors als "wirkmächtigen Botschafter" Israels, ohne, dass diese "Wirkmacht" beschrieben wird, erscheint uns in diesem Zusammenhang als realitätsferne Dämonisierung einer einzelnen Stimme im Kontext der Nahost-Debatte. Weiter ist, ohne dass dies belegt wird, von "brutalen", orchestrierten "Reaktionswellen" in sozialen Medien die Rede. Damit ist der Text Stereotypen einer verschwörerisch agierenden jüdischen Lobby, die über geheime Macht verfüge, gefährlich nahe.

Mehr Informationen zum Verband Jüdischer Journalistinnen und Journalisten e.V. www.juedische-journalisten.org



Pressemitteilung Verband Jüdischer Journalistinnen und Journalisten e.V. vom 03.12.2025


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Beitrag vom 03.12.2025

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